Sind im Jahr 2023 Anbieter wirklich IPv6-reif?

Barungar

Well-known member
Ich bin gerade in der Stimmung für ein kleines Experiment. Bei mir im LAN betreibe ich bereits seit längerem IPv6-only Segmente (VLANs), die allerdings primär intern genutzt werden. Heute Morgen überkam mich dann mal wieder der Spieltrieb und ich habe auf einem meiner Laptops das IPv4-Protokoll deaktiviert. ;) Wir haben schließlich das Jahr 2023 und da sollte doch alles ohne so eine verstaubte, veraltete, popelige IPv4-Adresse funktionieren, oder etwas nicht? :cool:

NoIPv4.png

Nach dem Reboot bin ich, wie von mir erwartet, ohne Probleme wieder auf meinem Desktop gelandet. Mein Laptop mit Windows 11 nutzt einen online Microsoft Account für die Anmeldung und das ging schonmal. Auch ein direkter Test des Microsoft Stores und der Windows Updates waren erfolgreich. Das Windows 11 und meine Apps werden also weiterhin von Microsoft mit Updates versorgt. (y)

Ich werde Euch weiter von meinem Experiment Bericht erstatten und erzählen, wie es in der IPv6-only Welt so für mich und meinen Laptop läuft.
 
Na ich bin gespannt... Wird wahrscheinlich noch etliche Seiten geben die unerreichbar bleiben... Qnapclub.de hat ja auch erst kürzlich gemäß deinem Vorschlag auf v6 gessttelt...
 
Long story short - nein.
Ich musste feststellen, daß ich wider Erwarten kein Dual-stack habe (Festnetz DSL von Vodafone), sondern nur IPv4. :confused:
Mehrere Anrufe beim Provider endeten mit der gleichen Aussage, daß man bei bestehenden privat Anschlüssen derzeit keine IPv6 bereitstelle. Es werde zwar zunehmend umgestellt, auch bei Neuanschlüssen könne man IPv6 erhalten, aber bei den bestehenden Anschlüssen sei das nicht möglich.
Richtig glauben kann ich das nicht, aber nach mittlerweile 4 Anläufen habe ich vorläufig resigniert. :mad:

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
Erstes Update zum Surfen an meinem IPv6-only Laptop
Sehr schnell habe ich leider gefestgestellt, dass viele Webseiten nicht erreichbar sind. Die Browser-Fehlermeldung "ERR_ADDRESS_UNREACHABLE" (EAU) ist sozusagen ein häufiger Begleiter am Laptop geworden.

Ein kleiner Auszug der Versager-Webseiten und -Dienste:
  • www.nvidia.com - failed (EAU)
  • www.dell.com - failed (EAU)
  • steampowered.com - failed (EAU)
  • www.ardmediathek.de - failed (EAU)
  • www.zdf.de - failed (EAU)
  • *.gmx.de - failed (EAU)
  • Amazon Video <-- lädt und zeigt den Katalog noch an, aber dann lassen sich keine Videos abspielen
  • Discord-Client <-- versagt direkt den Dienst: Anmelden/Updaten nicht möglich
  • Steam-Client <-- versagt direkt den Dienst: Anmelden nicht möglich
  • Microsoft OneDrive <-- versagt direkt den Dienst: Anmelden nicht möglich
Stand der Angaben: 2. April 2023

Erstes Zwischenfazit... Ich bekomme keine Grafikkarten-Treiber(updates), keine Updates für meine Dell-Hardware und Spiele von Steam zocken geht auch leider nicht (außer ich schalte vorher in einem IPv4-enabled Netz auf offline Modus). Selbst Mails über mein Postfach bei GMX kann ich nicht lesen oder schreiben. Und auch etwas Ablenkung aus Amazon Video, der ARD Mediathek oder der ZDF Mediathek wird mir mit IPv6 nicht gegönnt.
Auch komme ich nicht an meine Daten auf meinem OneDrive und Office365 mag meinen Laptop auch nicht.

Abwarten, was ich noch so entdecke. Insgesamt fällt das erste Zwischenfazit sehr traurig aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moinsen,
tja, bevor mich deine vorläufigen (besser wird es tendenziell nicht) Ergebnisse runterziehen und mit das (hier) schöne Wetter verleiden, gehe ich lieber ne Runde raus und genieße die Sonne...

2023...IPv6 Implementierung...🤦‍♂️
FAIL de luxe...
 
Ich empfehle blue internet L zum Begrüßungspreis von 49,90 CHF ...
Gut, wird danach dann doch teurer. Aber selbst dann, 10 Gbit/s für 80 CHF. Ich frage mich allerdings, 10 Gbit/s fürs Internet. Dies habe ich ja nicht mal im lokalen Netzwerk. Auch in der Firma sind gerade mal die Server so angebunden.
Schon klar, als Gamer braucht man dies um die Spiel vom Internet herunterzuladen. Und da die inzwischen schon das eine oder andere TB groß sind und der Download ja schnell gehen soll... Allerdings darf dann das Spiel auch nicht auf einer HDD zu liegen kommen. ;)
 
@Mavalok2 Also mein PC, mein NAS und ein paar meiner Server haben auch 10G-Netzwerkkarten und meine Switche sind mit 2x10G (LACP) oder mit 2x10G im Minimum untereinander verbunden. Ich könnte so einen 10G Internet-Anschluss schon recht gut gebrauchen. Dann könnte ich mein NAS endlich synchron in die Cloud spiegeln und müsste nicht mehr asynchron sein. ;)

Und extra für @the other dann auch mal eine positiv Liste, also Dienste oder Webseiten die nur mit IPv6 funktionieren.

Ein Auszug der Sachen, von denen ich festgestellt habe, dass es klappt:

Zum Abschluss, dann aber nochmal ein bisschen Eintrübung der Stimmung.

Die Deutsche Parteien Landschaft ist fast ausschließlich in der IPv4-Welt versumpft. Stichwort: "Neuland" Am besten schneiden noch die Grünen ab, aber auch die versagen auf halber Strecke. Ihre Partei-Webseite lädt zwar, aber sehr viele Assets sollen von cms.gruene.de nachgeladen werden, für die es leider keine AAAA-Einträge gibt... fail!

Genau so düster sieht es in der Medienlandschaft aus, die Webseiten von "Der Spiegel", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Die Zeit" sind allesamt auch nicht für IPv6-Leser gedacht, hier kommt direkt ein Ladefehler (EUA).
 
Solange keiner hingeht und IPv4 einfach abschaltet, wird das auch noch ewig so weitergehen... Warum auch nicht, es besteht ja kein "akuter" Handlungsbedarf. Einfach hingehen und verkünden: "IPv4 wird 2030 entgültig abgeschaltet" (oder ggf. auch 2040) und dann ist es halt wie immer... die einen haben es vorher schon alles fertig, die anderen rennen panisch auf den letzten Meter los und die anderen... naja, das übliche halt, reagieren eben erst, wenn es schon längst zu spät ist... Nur blöd, dass es dann keine Galgenfrist mehr geben wird (wie bei alten Windows-Versionen, wo dann noch richtig Kohle nachgeschaufelt wird, hauptsache man muss nix machen) 😂
 
Man muss ja aber auch dazu sagen, dass v6 scheinbar immer noch nicht ganz reif ist, was die Harmonisierung angeht, da scheint es ja massive Probleme zu geben die daran hindern, damit umzugehen.
Viele (erfahrene Leute) ausm OPNsense Forum sind auch weiterhin strikt gegen die Nutzung von v6 zum aktuellen Zeitpunkt, da es schlichtweg nicht reif ist... Wohl aber auch vielseits weil Provider, Software und co nicht mitmachen.
Mittlerweile wird ja sogar Geld damit gemacht: Fernzugriff EMA über v4 kein Problem (nie gewesen seit das Feature da ist), aber v6.... Ne, das geht nur über die von uns gehostete Cloud die dich mindestens 10€ monatlich kostet.
Unerhört, und das ist sogar zulässig während wir nichtmal 10kmh ungestraft zu schnell fahren dürfen. Hinterwelt.
 
@Barungar Und was würdest Du denn so mit 10 Gbit/s über das Internet synchronisieren? Deine 3 Word-Dokumente? :D

Ob IPv4 oder IPv6. Meine letzten 3 schwarzen Haare lasse ich mir deshalb nicht auch noch ergrauen. ;)

Aber es zeigt wiedereinmal wie lange es benötigt einen Standard umzustellen. Von heute auf morgen geht es nie. Es sei denn es tut weh.
 
Viele (erfahrene Leute) ausm OPNsense Forum sind auch weiterhin strikt gegen die Nutzung von v6 zum aktuellen Zeitpunkt, da es schlichtweg nicht reif ist...
Das sind so Aussagen, die ich nicht mag. Ein Produkt, das nicht mehr "beta" ist und das kann man IPv6 nun wirklich nicht mehr nachsagen. Reift am Besten, wenn man es aktiv nutzt. Mir persönlich fällt spontan auch kein "Use Case" (Nutzungsfall) ein, den man nicht umsetzen kann.

Ganz im Gegenteil halte ich das für eine "rückständige" Einstellung, die leider bei vielen vorherrscht. Ist ähnlich mit dem Klimawandel... ohne das Verbot von Heizungen, die auf fossiler Verbrennung basieren, oder Autos, die gleiche Energiequellen nutzen, kommt man nicht vom Fleck. Und selbst da wird aufgeweicht wie sonst was.

Wenn es nach mir ginge, würde die Nutzung von IPv4 ab einem gewissen Zeitpunkt untersagt. (Punkt) :cool:
 
Hypothetisch: Ab 2025 kostet jede IPv4 200.- Euro im Jahr, IPv6 ist gratis. Mitte 2025 würden vermutlich nur noch wenige IPv4 im Einsatz sein. So schnell könnte das gehen. Weh muss es tun. Und wo tut es am meisten weh? 😜
 
Ich habe es mir natürlich auch nicht nehmen lassen und ein paar der oben erwähnten Webseiten / Dienstanbieter angeschrieben und sie auf einen Bug / Fehler ("not working on IPv6") bei ihnen angewiesen.

Die Redaktion der ARD-Mediathek antwortete mit: "Gerne nehmen wir Ihren Wunsch in unsere Anforderungsdatenbank zur Weiterentwicklung der ARD Mediathek auf und werden eine Umsetzung prüfen. Verbesserungsvorschläge sind ein wichtiger Impuls, der uns hilft, unseren Fokus auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu legen."
Das ist ja schonmal "nett", dass man es als Anforderung aufnimmt und prüfen will, ich habe es aber nicht als Verbesserung sondern als klaren Fehler ihres Angebots gemeldet. :unsure:

Der Support von Steam schrieb zurück: "I'm sorry that you can't fully enjoy Steam due to your obligated use of IPv6. Steam Client is not built to accommodate or compliment devices that runs IPv6 only connection. You will find that your experience will be limited at times."
So so, ihr Client ist nicht darauf ausgelegt mit IPv6 zusammen zu arbeiten. :mad: Genau sowas ist nach mehr als 20 Jahren der IPv6-Verfügbarkeit der Grund, wieso es nicht weitergeht. Es gibt Firmen, die scheinbar auch noch stolz darauf sind, dass sie kein IPv6 können. Die hatten mehr als genug Chancen ihren Client zu verbessern.
 
Dass von "der zu erreichenden Stelle" noch kein v6 unterstützt wird ist traurig, aber auch nur die Spitze des Eisbergs.
Dass für die absolute Masse der privaten Anschlüsse kein statisches Präfix bereitgestellt wird, empfinde ich als das größte Problem, denn dynamisch kann man kaum sinnvoll damit arbeiten, daher verstehe ich auch, dass viele Abstand davon nehmen, denn wozu soll man etwas nutzen, dessen Nutzung einem gar nicht ordentlich ermöglicht wird? Das gehört mMn erstmal verboten, damit die User überhaupt Geschmack an v6 finden und nicht vor dämliche Probleme gestellt werden, die v6 eigentlich vermeiden soll. Meine VPN Tunnel zB müssen trotz IPv6 über NAT6 laufen, weil ich auf ULA angewiesen bin.
Bei Telekom und ggf. weiteren Mobilfunkanbietern kannst Du den Anschluss nichtmal via v6 erreichen - aus Sicherheitsgründen versteht sich - und um das zu ermöglichen muss man sich eine Option gegen Aufpreis dazubuchen. So dämlich werden die User von den Providern gemacht, da ist doch klar, dass v6 keinen Schritt vorankommt.
 
Bei Telekom und ggf. weiteren Mobilfunkanbietern kannst Du den Anschluss nichtmal via v6 erreichen - aus Sicherheitsgründen versteht sich - und um das zu ermöglichen muss man sich eine Option gegen Aufpreis dazubuchen.
Das nennt sich freie Marktwirtschaft. Zutreffender wäre zwar "Abzocke", aber Dank der - nicht nur deutschen - Politik leider legal.
Ich bin schon seit Einführung gegen die "Frauenquote", ich habe mir schon damals eine "Kompetenzquote" gewünscht, egal, ob 100% m/w/d. Aber leider bewahrheitet sich immer wieder, das Kompetenz und Fachwissen ein no-go für einflussreiche Posten sind. In der Wirtschaft leider genauso wie in der Politik.

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass für die absolute Masse der privaten Anschlüsse kein statisches Präfix bereitgestellt wird, empfinde ich als das größte Problem, denn dynamisch kann man kaum sinnvoll damit arbeiten, daher verstehe ich auch, dass viele Abstand davon nehmen, denn wozu soll man etwas nutzen, dessen Nutzung einem gar nicht ordentlich ermöglicht wird?
Das ist aber auch ein veraltetes Denkmuster. ;) Du brauchst keine statischen Netzwerk-Adressen, für die Statik gibt es schon seit langem DNS. Aber ja, ich kann es nachvollziehen, dass man aus dem Bauch heraus gerne eine "feste IP" für manches hätte. Aber eigentlich ist das gar nicht notwendig, wenn man durchgängig sauber mit DNS arbeiten würde. :cool:
 

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